In einem FAZ-Artikel vom 31.10.2012 reflektiert Jürgen Osterhammel eine potentielle Weltgeschichtsschreibung der Gegenwart, welche nur eine globale sein könne. Dabei analysiert er (interessanterweise seit der Aufklärung tradierte) Faktoren, die einen Entwurf der Weltgeschichte begründen.
Eine Komponente scheint mir für die Auseinandersetzung mit #RadM sehr interessant zu sein. Sie setzt sich mit der Menschheit als Schicksalsgemeinschaft auseinander, also mit jenem Zustand, auf welchem die Rede an die Menschheit grundsätzlich fusst. Die Bezüge sind bei Ostermamel (der sich auf August Ludwig Schlösser beruft) erstmal ethischer, friedenspolitischer und ökonomischer Art. Transferiert man die Prinzipien in andere Kontexte, hat man es sofort mit populären Szenarien des Science Fiction zu tun. Wie gesagt: Die Rede an Menscheit ist diesbezüglich ein gutes Beispiel. Es kann interessant sein, bei dem versuch die perfekte Rede an die Menschheit zu entwerfen, über den folgenden Ausschnitt des Artikels nachzudenken.
„Ungeachtet aller Verschiedenheit der „Sitten und Gebräuche“ (wie es einst hieß) und aller Konflikte zwischen menschlichen Gruppen bildet die Menschheit eine Schicksalsgemeinschaft mit gemeinsamen Überlebensinteressen. Der Aufklärung, vor allem Immanuel Kant, verdanken wir die Idee, dass diese Interessen durch die Einigung auf Regeln des zivilisierten Umgangs gewahrt werden können. Heute treten zu Kants Sorge um den Frieden Überlegungen zu wirtschaftlichen Verteilungsgerechtigkeit zwischen den Völkern und zur Abwehr weltweit bedrohlicher ökologischer Gefahren hinzu.
Man kann dies zusammengenommen ein „kosmopolitisches“ Projekt nennen. Es versieht die Weltgeschichtsschreibung mit einem politischen Programm. Eine Historiographie zum Beispiel, die nur – und das gibt es immer noch – an der Stellung der eigenen Nation „in der Weltgeschichte“ interessiert ist, stünde außerhalb eines solchen Programms.“
Osterhammel, Jürgen: Von einem hohen Turme aus, FAZ Nr. 254, 31. Oktober 2012, Die Gegenwart, S. 6.